Leserbrief von Herta Ramin
Aus dem Leben des echten Weihnachtsmann
Es ist Ende Januar 2018 und vor mir sitzt der ‚echte Weihnachtsmann‘ mit weißem Haar und unverkennbar weißem Bart. Ob der denn das ganze Jahr dranbleibt, will ich wissen.
Nein, erfahre ich, der kommt zwischendurch auch mal ab, doch ab September muss er dann wieder bis zu seiner vollen Pracht wachsen.
Außerhalb der Weihnachtszeit hat auch der echte Weihnachtsmann ein Leben mit Alltäglichkeiten und wichtigen Aufgaben. Diese Zeit beginnt gleich nach der Bescherung. Wie dieses Leben aussieht, wollte ich unbedingt einmal wissen. Da hat der echte Weihnachtsmann jede Menge Antworten für mich parat.
Wie sein Leben nach der Bescherung aussieht? Ach ja, sagt er, da ist er richtig geschafft und muss erst mal verschnaufen. Dann schaut er gern auch mal TV. Vor allem aber verbringt er Zeit mit seiner Familie, mit der er zu dieser Jahreszeit am liebsten in den Skiurlaub fährt. Erholung pur, damit er für das neue Weihnachtsmannjahr fit ist. Die wichtigste Aufgabe eines Weihnachtsmannes ist ja nun mal, Gutes zu fördern und das erfordert vollen Einsatz – das ganze Jahr über – alles ehrenamtlich natürlich.
Dann erfahre ich, dass er übers ganze Jahr regelmäßiger Gast im Seniorenzentrum Elisabeth der Stephanus Stiftung in Bergfelde ist.
Dabei besucht er gern auch diejenigen, die durch Verlust von Freunden und Angehörigen einsam geworden sind. Er mag die Gespräche mit den Senioren, wenn er sich mit ihnen über Geschichten aus dem Leben austauscht, aber auch hier und da mal etwas für sie erledigt. Ganz wunderbare Menschen sind das, sagt er, so dass die Besuche für ihn nie eine notwendige Aufgabe sind, sondern vielmehr eine Win-win-Sache – eine Bereicherung in seinem Leben.
Eine andere Aufgabe besteht darin, Spendenaktionen zu unterstützen oder auch mal zu organisieren. Manchmal holt er Spenden selbst bei den Wohltätern ab und kann sich so gleich persönlich für die Zuwendung bedanken. Damit gute Taten wie diese erfolgreich gelingen können, braucht es wertvolle Kontakte und Netzwerke, die er pflegt und zu erweitern sucht.
Das sind Banken, Firmen und anderen Engagierte, die gute Projekte gern unterstützen. Dann steht er für Gruppenfotos mit Weihnachtsmann für hauseigene Weihnachtskarten und Adventskalender doch gern zur Verfügung. Im letzten Jahr hat er Spenden für eine neue Orgel im Andachtraum des Seniorenzentrums sammeln können. Das war eine tolle Aktion. Darauf ist er sehr stolz.
Neben persönlichen Gesprächen ist das Internet ein wichtiges Portal für seine Arbeit. Übers Jahr gehören dazu besondere Aktionen wie Spendenprojekte zu bewerben, Tipps zu geben und auf interessante Termine aufmerksam zu machen. Während der Adventszeit gibt er Empfehlungen für weniger bekannte und besondere Weihnachts- oder Christkindlmärkte, Konzerte und sonstige Events, die Spaß für alle bringen. Zu erwähnen ist unbedingt auch, dass es ein Weihnachtsmann-Netzwerk gibt, was unter www.weihnachtsbuero.de zu finden ist.
Dort gibt es eine Sammlung zu vielen weihnachtlichen Themen wie Keksrezepte, Weihnachtsmann buchen und sogar der Ehrenkodex des Weihnachtsmanns. Stetes Ziel ist, die Sammlung durch Geschichten und Ideen von Besuchern der Webseite zu erweitern.
Ach und der Renner im letzten Jahr war seine persönliche Weihnachtsmann - Postkarte alias Visitenkarte.
Dazu erzählt er mir noch eine witzige Geschichte, die auf dem Weg zum Copy Shop passierte.
Vor dem Copy Shop gab es mal wieder keine freie Parklücke, dafür allerdings eine große Baustelle. Absolutes Parkverbot und jede Menge Platz zum Parken. Ihm erschien dieser Platz wie vom Himmel geschickt, und so stellte er seinen Schlitten kurzerhand ab.
Doch da erklang auch schon die polternde Stimme des Bauarbeiterchefs, der lauthals fragte: „Hey Weihnachtsmann, wat wird denn det hier?“ Doch dann, ganz unverhofft einen Moment später: „Na, lass ma jut sein, der Schlitten kann hier parken“. Super, dann mal eben schnell in den Shop und Weihnachtsmannkarten drucken. Doch die Aktion dauerte alles in allem rund zwei Stunden. Als er wieder zu seinem Schlitten kam, war der Bauarbeiterchef dann doch nicht mehr so milde gestimmt: „Na so lange war det ja nu nich jemeint.“ Da bekam er kurzerhand eine von den Weihnachtsmannkarten mit Autogramm, woraufhin der Baumensch antwortete: „Na iss ja ‘n Ding, du bist ja wirklich der Weihnachtsmann.“
Ja das ist er. Dazu gehört für ihn zwischenzeitlich eine Facebook-Seite und eine eigene Homepage, über die auch eine Smartphone-App heruntergeladen werden kann. Tja der Weihnachtsmann darf da nicht von gestern sein, lacht er und versetzt mich in den Genuss seines unbeschwerten Weihnachtsmannlachens.
„Wow“ sage ich, ein Weihnachtsmann und digitale Technik. „Hohoho“ lacht er wieder: zwar hat der Weihnachtsmann sich aus uralter Zeit bis heute erhalten, ist aber schließlich auch mit der Zeit gegangen. Dann muss er auch schon wieder zum nächsten Termin.
Beim Abschied sagt er mir, was er allen üblicherweise nach seinem Weihnachtsbesuch sagt:
„Auch wenn ich jetzt weg bin, im nächsten Jahr komme ich wieder.“